Shitstorm auf Italienisch: US-Studentin wird zu Italiens Staatsfeindin Nr. 1

Die Austauschstudentin Stacia Datskovska erntet heftige Kritik, weil sie im Netz über ihr Auslandssemester in Florenz gelästert hat.

Florenz: Kann es noch schöner werden? Wir finden: Nein.

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Diese Reaktion hatte Stacia Datskovska, eine Studentin aus New York, nicht erwartet, als sie einen Kommentar über ihr Auslandssemester in Florenz schrieb. Veröffentlicht wurde der Artikel am 9. März auf der amerikanischen Website Business Insider und ging prompt viral. „Ich bin eine Studentin aus New York, die in Florenz studiert. Ich habe alles an meinem Auslandssemester gehasst“, betitelte Datskovska ihren Beitrag. Der Studentin wurde auf den sozialen Medien unter anderem vorgeworfen, dass ihre stereotypische Oberflächlichkeit eher der Grund für ihre schlechten Erfahrungen sei.

Datskovska zufolge würden Studenten aus New York ihr Auslandssemester in der Regel an Orten, wie Abu Dhabi, Berlin, Paris und Shanghai verbringen. Sie habe sich jedoch für Florenz entschieden. In ihrem Essay schrieb sie, dass sie „die Leute dort hasst“ und dass sie es „nicht mehr abwarten konnte, nach Hause zu fahren“. Die erste negative Erfahrung habe sie schon in ihrer WG mit sieben Mitbewohnern erlebt. Sie hätten die ganze Zeit gefeiert, während sie selbst nur gelernt habe und zudem ein Online-Praktikum absolvierte. „Ich war nie abends feiern. Die meiste Zeit habe ich von zu Hause gearbeitet und es wurde schwierig für mich, meine Hausarbeiten zu erledigen“, erzählte Datskovska.

„Dreitägige Wochenenden bei den Auslandsprogrammen sind Standard, alle flogen für 20 Dollar nach Kroatien und München zum Oktoberfest“, schrieb sie. „Für mich war das eine zu anstrengende Form des Eskapismus“, fügte die 21-Jährige hinzu.

Rumreisen ohne richtig Florenz zu sehen

„Ich hingegen wollte reisen, um mehr über mich selbst zu erfahren und zu erkunden, wie ich mein Leben nach dem Abschluss gestalten kann“, behauptete Datskovska. „Da die meisten meiner Klassenkameraden Sex-Shows in Amsterdam besuchten und sich auf Ibiza betrinken wollten, reiste ich allein. Ich reiste nach Nizza, Lugano, Malta und Dubai.“

„Vielleicht hätte sie mehr Florenz erkunden sollen: eine Stadt, die auf der ganzen Welt für ihre Kunst berühmt ist, die diese Studentin noch nicht mal erwähnt hat“, schrieb ein Nutzer in den Kommentaren. „Es muss ein Schock für sie gewesen sein, zu entdecken, dass Florenz nicht New York ist, und Italien nicht die Vereinigten Staaten“, scherzte eine Userin.

Amanda Knox kommentiert makaber: „Im Ausland studieren ist doch super“

Unter den vielen Kommentaren ist auch einer von Amanda Knox, die in Italien im berühmten Mordfall Meredith Kercher angeklagt wurde. Vier Jahre verbrachte sie hinter Gitter, bevor sie freigesprochen wurde. „Was redest du denn, Mädchen? Im Ausland studieren ist doch super“, scherzte makaber die 36-Jährige.

Stacia Datskovska meint, Florentiner hätten über ihr amerikanisches Aussehen gelästert und sie abschätzig betrachtet. „Ich begann zu protestieren, indem ich mich der Öffentlichkeit auf eine Weise präsentierte, von der ich wusste, dass sie sie hassen würden. Ich begann, amerikanische Freizeitkleidung, Nike Air Max 97 und übergroße Kapuzenpullover zu tragen. Die Italiener verdrehten die Augen, wenn ich an ihnen vorbeiging“, erzählte die Studentin. „Kein Wunder, dass sie mit dieser Einstellung keine gute Zeit hatte“, kommentierte eine US-Studentin.

„Sie hegt so viel Groll gegenüber den Menschen um sie herum“, sagt Milla Tivadar. Die amerikanische Studentin lebt seit einem Jahr in Florenz. „Sie scheint der Meinung, dass das Leben in einem fremden Land eine ‚Verschwendung wertvoller Zeit‘ sei. Sie nimmt den Italienern sogar übel, dass sie sie beurteilen, was wohl jedem Fremden mal passieren kann. Anstatt zu versuchen, sich den Problemen, die man in einem fremden Land haben kann, zu stellen, stilisiert sie sich zur Außenseiterin“, so Tivadar.

„Nachdem ich über ein Jahr in Florenz studiert habe, gebe ich zu, dass das erste Semester hart war. Meine Kommilitonen können mir da sicher zustimmen. Am Ende kommt darauf an, was man daraus macht. Ich glaube, Stacia Datskovska hatte größere Erwartungen an das Leben im Ausland. Aber sich mit einer neuen, fremden Kultur auseinanderzusetzen – das muss man wollen und in die Hand nehmen. Ich denke, sie hat sich einfach keine Mühe gegeben“, meint Milla.

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